Die Berge Málagas

Die "Montes de Málaga" bieten spektakuläre Aussichten über die Stadt und die Weiten des Mittelmeers.

Ländlicher Tourismus erweckt zunehmendes Interesse. Man beginnt von dem klassischen Sonne und Strand Programm, das bis zum Abwinken von den Reisebüros und Reiseveranstaltern angeboten wird, zu ermüden. Obschon Andalusien weiterhin eines der beliebtesten Reiseziele des Landes für Sonnenhungrige und Meerliebhaber ist, sind die verschiedenen Landstriche und die ihnen zugehörigen Ökosysteme mit einer bemerkenswerten Flora und Fauna gesegnet. Daraus ergeben sich praktisch grenzenlose Alternativen an Urlaubsmöglichkeiten. Eine der überraschenden Erscheinungen von Gebieten wie der Costa del Sol ist die Tatsache, dass nur wenige Kilometer von den belebten städtischen Agglomerationen entfernt Gebiete unverdorbener Natur liegen, welche Oasen des Friedens und der Ruhe sind.

Eines solcher Beispiele ist der Naturschutzpark "Montes de Malaga", der nur fünf Kilometer nördlich der Stadt gelegen ist. Der Park wurde von der Regierung der Region im Juli 1989 vorgesehen, deckt eine Fläche von 4.900 Hektar - der bei weitem grössere Teil fällt unter die Stadtverwaltung Málagas, die übrige Fläche wird von Casabermeja verwaltet. Die sanfte Hügellandschaft dieses Gebiets umfasst eine Höhenvariation von 80 bis zu 1.032 Metern Höhe. Letzteres bezeichnet den Gipfel des Hügels La Reina, welcher von Bächen durchzogen ist, die mit dem Fluss der Zeit winzige Täler entstehen liessen.

Im Altertum waren die Berghänge mit dichten Wäldern bewachsen, doch als die christlichen Siedler nach der Rückeroberung dieser Region zurückkamen, ersetzten sie die naturgegebene Vegetation mit Weinreben, Oliven- und Mandelbäumen, welche ökonomisch gesehen produktiver sind. Der graduelle Prozess der Entwaldung hatte einen verheerenden Effekt auf Málaga. Er war direkt verantwortlich für die Überschwemmungen, welche die Stadt allzuoft verwüsteten. Erst in den Dreissigern wurde dieses Problem durch ein Programm zur Wiederaufforstung im wesentlichen behoben. Dies führte mit der Zeit zu der heutigen Erscheinungsform des Parkes.

In den oberen Lagen der Hügellandschaft ist das Klima semi-feucht mit einer Art mediterran-kontinentaler Vegetation, während die tiefer gelegenen Hänge ein eher trockenes Klima aufweisen und somit ein subtropisch-mediterranes Ökosystem begünstigen. Der Park schützt eine Vielfalt verschiedener Baumarten. Die verbreitesten sind zapfentragende Arten, welche zur Wiederaufforstung benutzt wurden - darunter auch Zypressen. In der Gruppe der Laubbäume prädominieren Steineichen, Korkeichen, Olivenbäume und Johannisbeer-brotbäume, während Kastanien, Schwarzpappeln, Eschen und Weiden in geringerer Zahl vorkommen.

Unter den hier vorkommenden Stauden und Sträuchern befinden sich Brombeer-sträucher, Ginster, Weissdorn, Hagedorn, Thymian, Stechginster und wilder Spargel.

Natürlich beherbergt der Park auch eine üppige Fülle an Tierarten. Die charakteristischsten Spezien dieses Ökosystems sind Wildschweine, Füchse, Dachse, Wildkatzen, Steinmarder, Wiesel, Iltisse, Mungos (indische Schleichkatzen) und Genette (Ginsterkatzen), sowie andere kleinere Tiere, wie Kaninchen, Hasen, Eichhörnchen, Fledermäuse und Igel. Ornithologen interessieen sich sicherlich für die bunte Vielfalt an Vögeln, die es hier gibt. Darunter sind eindrucksvolle Raubvögel, wie Habichte, Schlangenadler, Zwergadler, Uhus und Turmfalken ebenso wie gewöhnlichere Spezien, wie Ringeltauben, Rothühner, Turteltauben, Drosseln, Eichelhäher, Kuckucke, Meisen, Ammern und Nachtigallen.

In dieser Umgebung sind Reptilien und Amphibien, wie Eidechsen, Schlangen, Salamander, Geckos und Unken zu Hause. Die herrausragenste ist mit Sicherheit das Chamäleon, eine vom Aussterben bedrohte Art, die hier im Park die perfekten Bedingungen zum Überleben vorfindet.

In groben Zügen beschreibt das die botanischen und biologischen Reichtümer des Naturschutzparkes "Montes de Málaga", doch wie viele Besucher der nahe gelegenen Stadt bestätigen können, ist es auch ein ideales Gebiet für Freizeit und Erholung und bietet Campingplätze, ein Naturzentrum und ein Völkerkundemuseum. Trotzalledem ist eine der angenehmsten Arten des Zeitvertreibs schlicht die Landschaft zu geniessen und es gibt keine bessere Möglichkeit diesem nachzugehen, als einer der zahlreichen Routen und Wanderwege zu folgen, welche sich durch den Park ziehen. Die Abenteuerlustigeren und Energiegeladeneren können sich auch eigene Wege bahnen.

Die "Route durch das Herz der Montes de Málaga" bietet die Gelegenheit den Naturschutzpark ein bisschen besser kennen zu lernen, dadurch dass eine Auswahl an Wanderwegen angeboten wird. So auch der, welcher bei der Venta Fuente Reina - eines der typischen ländlichen Restaurants, von denen hier reichlich vorhanden sind - beginnt und zum Erholungs- und Campingareal von Torrijos führt. Besucher haben hier die Möglichkeit das Völkerkundemuseum von Torrijos zu besuchen, welches in einem alten Farmhaus eingerichtet wurde. Die original Dachbalken des Hauses sind noch erhalten. Ausserdem ist hier eine über 200 Jahre alte Weinpresse zu sehen. Eine Alternative bietet die Route die bei dem Naturzentrum Las Contadoras - ein Bildungszentrum zur Steigerung des Umweltbewusstseins in einem weitläufigen Gebäude aus dem 18. Jahrhundert - beginnt und bei den Ruinen von Jotrón endet.

Eine anderer Wanderweg, der diesen wundervollen Naturschutzpark durchquert, ist die Route der Ventas, oder ländlichen Gasthöfe, welche der alten Strasse nach Colmenar, der C-345 folgt. Die Strasse schlängelt sich bergauf, vorbei an pinienbewachsenen Hängen und bietet zahlreiche Natur-"miradores" mit Panoramablick auf Berge und Meer. Die Hauptattraktion dieser Route sind jedoch die Restaurants, die "ventas", welche die Strasse säumen. Im allgemeinen bieten diese Restaurants grossartige Aussichten. Die "ventas" bieten eine variierende Speisekarte typischer lokaler Gastronomie an, wie z.B. die "plato de los Montes" mit gebratenen Eiern, chorizo Wurst, gebratenen grünen Paprika und wohlschmeckender Schweinelende in Schweineschmalz, welches das cholesterinbewusste Gewissen aufschrecken mag, dennoch aber überaus appetitanregend ist. Andere Spezialitäten sind der "vino de los Montes", ein lohfarbener süsser Muskat-Wein aus den Bergen oder der örtlich-produzierte Schnaps "eau-de-vie". Das beste dieser ländlichen Restaurants ist das gute Preis-Leistungsverhältnis, welches sie zu einer beliebten Wahl für Einheimische macht. Eine Tatsache, die gerade am Wochenende offensichtlich ist, wenn es schwer ist einen freien Tisch zu bekommen.

Eine weitere Alternative ist die Route von Málaga nach Casabermeja, die der Strasse N-331 folgt, welche am Pantano del Agujero entlang führt. Die beste Zeit dafür ist später Januar oder früher Februar, wenn die Mandelbäume blühen. Casabermeja ist ein typisches andalusisches Dorf mit abschüssigen, schmalen Strassen und einem prächtigen Friedhof, der durch einen Vorfall im Jahre 1840 seine eigene Seite in den Geschichtsbüchern erhalten hat. Die Einheimischen vertrieben die Grundbesitzer und erklärten das Dorf zu einer Republik. Ein Unterfangen, das vom Militär skrupellos niedergeworfen wurde.

Casabermeja gestaltet auch einen Teil eines anderen Wanderweges - der "Ruta del almendro" (Route der Mandelbäume), welche das Dorf Almogía einschliesst. Unter den anderen Routen, die durch die Montes de Malaga führen befindet sich auch die "Ruta del aceite de los Montes" (Route des Olivenöls), welche durch die Orte Alcaucín, Alfarnate, Alfarnatejo, Colmenar, Periana, Riogordo und Viñuela führt. Zu guter Letzt gibt es noch die "Ruta de la pasa" (Rosinenroute), welche die Dörfer Almáchar, El Borge, Comares, Cutar, Moclinejo und Totalán mit einschliesst.

Welchen Weg der Besucher auch wählen mag, eines ist sicher, es wird kein Mangel an Möglichkeiten geben die örtliche Gastronomie näher kennen zu lernen. Darunter gibt es reichlich Auswahl an herzhaften und süssen Gerichten, wie Kaninchengulasch oder Rebhuhn in Brühe, köstliche Kuchen und Eingemachtes, wie z. B. "borrachuelos" Beignets mit Weinaroma und mit Honig glasiert, "batata confitada" (kandierte Süsskartoffeln) oder "mostachones con piñones" (Pinienkernmakronen).

Zu guter Letzt sollten noch die traditionellen Handwerke aus der Umgebung erwähnt werden. Man findet sowohl herrliche Holzmöbel, wie auch wunderschöne Gegenstände aus Keramik, Glass, Metal, Leder oder Gegenstände aus pflanzlichen Fasern wie Esparto, Jute und Binsen.